"Wir müssen Jugendarbeit machen!"
„Wir müssen Jugendarbeit machen!“ - Mit diesem Satz gab 1990 der neue Dirigent des Blasorchesters Büttelborn, Martin Reitz, seinen Einstand. Von Anfang an hatte er betont, dass er nur dann einen Sinn in seiner neuen Aufgabe sieht, wenn auch eine gezielte Jugendarbeit angeboten wird. Dieser Tatendrang des jungen Mannes kam natürlich den Verantwortlichen des Blasorchesters Büttelborn entgegen, und er stieß auch bei Bürgermeister Horst Gölzenleuchter auf offene Ohren.
In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Büttelborn wurde ein Konzept entwickelt, das sich auf zwei Säulen stützt und das noch heute Vorbildcharakter für die Jugendarbeit in Musikvereinen hat: Das Blasorchester Büttelborn übernimmt Aufgaben der gemeindlichen Musikschule und bietet für interessierte Kinder und Jugendliche qualifizierten Einzelunterricht an einem Blas- oder Percussionsinstrument an. Parallel dazu werden sie auch innerhalb eines Orchesterverbundes (heute Jugendblasorchester und Mini- Orchester) im Gruppenunterricht ausgebildet. Die Finanzierung der Ausbildung wird von den Eltern, dem Orchester und von der Gemeinde getragen.
Die Gründungsphase
Mit einer groß angelegten Werbeaktion über Wurfzettel, Aushänge an den Schulen und Berichten in der Tagespresse wurde auf dieses neue Angebot aufmerksam gemacht. Zum ersten Treffen am 3. Mai 1990 kamen schließlich sage und schreibe rund 50 Kinder und Jugendliche in den Musikpavillon.
Von dieser Resonanz waren die Verantwortlichen schlicht und ergreifend überwältigt. Für alle Interessierten wurden unter größten finanziellen und organisatorischen Anstrengungen Instrumente kostenfrei bereitgestellt.
Von Anfang an stand das gemeinsame Proben im Vordergrund. Martin Reitz, der diese ersten „Jugendblasorchester-Proben“ selbst leitete, stellte dabei vor allem die Rhythmusschulung in den Vordergrund. Schon bald wurden auch die ersten gemeinsamen Töne gespielt.
Nach den ersten Treffs kristallisierte sich eine Anzahl von insgesamt 45 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren heraus, die den Grundstock für das Jugendblasorchester Büttelborn bildeten. Die Ausbildung erfolgte an folgenden Instrumenten: 6mal Trompete, 5mal Posaune, 1mal Tuba, 7mal Schlagzeug, 8mal Querflöte, 6mal Saxophon und 12mal Klarinette. Im Rahmen eines musikalischen Anfängerunterrichtes wurde im Laufe des Jahres auch noch fünf Kindern Blockflötenunterricht erteilt.
Zu den ersten Ausbildern für den Einzelunterricht gehörten neben qualifizierten Orchester-Mitgliedern bereits damals Solisten des Staatstheaters Darmstadt. Heute erhalten die Musikschüler an ihren Instrumenten nur noch Unterricht durch ausgebildete Instrumentallehrer. Das heute noch gültige Zwei-Säulen-Konzept wurde in seinen ersten Konturen deutlich: Qualifizierter Einzelunterricht und parallel dazu gemeinsames Musizieren im Orchesterverbund.
Musikalische Wochenendfreizeiten
Noch im Jahr 1990 fand am ersten Novemberwochenende die erste musikalische Wochenendfreizeit in Oberreifenberg im Taunus statt. Martin Reitz hatte auf eine solche intensive Probenfreizeit großen Wert gelegt. Gemeinsames Proben, Kennenlernen und spielerische Freizeitaktivitäten sollten sich die Waage halten und neben dem musikalischen Weiterkommen auch die Gemeinschaft fördern. Insgesamt 35 junge Musikerinnen und Musiker mit 8 Betreuern unter der Verantwortung von Ute Weyer und Bettina Lipp starteten zu dieser mittlerweile historischen Veranstaltung.
Auch dieses Konzept hat sich bewährt und wurde daher in seinem Ablauf kaum verändert. Und auch der Termin am ersten Novemberwochenende hat mittlerweile Tradition. Noch heute zählt das Probenwochenende zu den Höhepunkten im Kalender des Jugendblasorchesters – bei den Teilnehmern und bei den Betreuern!
Die ersten Auftritte
Nach dem ersten öffentlichen Auftritt beim Adventsmarkt auf der Bühne gegenüber dem Historischen Rathaus folgten die ersten „großen“ Auftritte des neuen Jugendblasorchesters bereits ein knappes Jahr nach der Gründung: Am 20. April 1991 nahm das Jugendblasorchester erstmals am Frühjahrskonzert des Blasorchesters im Büttelborner Volkshaus teil und eröffnete dieses. Beim Maifest des Vereins war man 1991 erstmals dabei. Auch hieraus entwickelte sich eine Tradition, denn bei beiden Veranstaltungen ist das Jugendblasorchester nach wie vor ein fester Programmpunkt.
Zum ersten Vorspielnachmittag nach rund einjährigem Bestehen wurden die Eltern der jungen Musikerinnen und Musiker Ende Juni 1991 in den Musikpavillon eingeladen. Solche Vorspielnachmittage finden seither jährlich nach dem Probenwochenende im November statt – nicht immer zur Freude der Akteure, die manchmal einigen Mut zusammennehmen müssen, um sich dem zahlreichen Publikum im Musikpavillon zu stellen.