Von "Schröppels" zum Heinz-Weyer-Musikpavillon
Gasthaus "Zum Löwen" (Schröppels)
In der Anfangszeit trafen sich die „Musiker der ersten Stunde“ in den Geschäftsräumen der Landmaschinenfirma Kreim in der Mainzer Straße 46 zum gemeinsamen Proben. Schon nach kurzer Zeit erwiesen sich diese Räumlichkeiten jedoch als wenig geeignet und man hielt Ausschau nach zweckmäßigeren Probenräumen.
Bei dieser Suche stieß man noch im Gründungsjahr auf die Gaststätte „Zum Löwen“ (Schröppels) in der Mainzer Straße 12. Neben einer Metzgerei und einer Gaststätte gehörte zu diesem Anwesen auch ein Saal im ersten Obergeschoss.
Dieser Saal eignete sich bestens zum Proben für die Kulturringkapelle Büttelborn. Und wenn man nach der Probe Hunger oder Durst verspürte, so war man in den Gasträumen im Erdgeschoss gleich an der richtigen Adresse.
Die Inhaberin Lenchen Schröppel, ihre Tochter Elisabeth und ihr Schwiegersohn Walter Friehl stellten den Saal der neugegründeten Kulturringkapelle dankenswerterweise kostenlos zur Verfügung.
Neben dem Probenbetrieb fand in diesem Saal und auch in dem nebenan liegenden kleineren Saal die jährliche Weihnachtsfeier der Kapelle statt. Eine kleine Podestbühne im Großen Saal ermöglichte dazu auch die Platzierung einer kleinen Tanzkapelle.
Als Dank für die kostenlose Bereitstellung der Räumlichkeiten spielte die Kulturringkapelle und später das Blasorchester Büttelborn jeden Kerwemontag im Hof des Gasthauses „Zum Löwen“ zum Kerwefrühschoppen auf. Oft waren es sieben Stunden Blasmusik von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr, die dort musiziert wurden. Besondere Momente waren es dabei immer, wenn Frühschoppengäste ein Musikstück dirigieren wollten oder wenn das Orchestermitglied Horst Jourdan die warme Fleischwurst verteilte.
Nachdem das Blasorchester Büttelborn insgesamt 21 Jahre den großen Saal des Gasthauses „Zum Löwen“ unentgeltlich für die Orchesterproben nutzen durfte, hatte es vor allem Anfang der 80er Jahre doch immer wieder räumliche Engpässe gegeben, die zu Problemen bei der Probenarbeit führten. Die Verantwortlichen des Blasorchesters Büttelborn machten sich daher auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten.
Heinz-Weyer-Musikpavillon
Zu einem Meilenstein in der Geschichte des Blasorchesters Büttelborn e.V. sollte deshalb das Jahr 1985 werden. Anfang April stand der Kirchenpavillon der Katholischen Pfarrgemeinde Büttelborn, der einem Kirchenneubau Platz machen sollte, zum Verkauf.
Erste Gespräche zwischen dem 1. Vorsitzenden des Blasorchesters Büttelborn Heinz Weyer und dem katholischen Pfarrer Franz Josef Berbner versprachen eine positive Entwicklung, da der Letztgenannte sich dafür einsetzen wollte, dass die „Kirche im Dorf bleibt“.
Der zweite Weg des Vorsitzenden führte zu Bürgermeister Horst Gölzenleuchter, der ebenfalls ein offenes Ohr für den Wunsch des Blasorchesters nach einer eigenen Musikstätte hatte. Ein entsprechender Antrag an die Gemeindegremien für die Bereitstellung eines Geländes wurde positiv beschieden, so dass bereits am 16. April 1985 mit dem Abbau des Kirchenpavillons begonnen werden konnte.
Nach Eingang der Baugenehmigung stand auch der Wiedererrichtung des Pavillons auf dem Gelände neben dem alten Sportplatz in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße nichts mehr im Wege. Aktive und inaktive Mitglieder des Blasorchesters Büttelborn sowie viele weitere Ortsbürger leisteten insgesamt 6.099 Arbeitsstunden am neuen Musikpavillon ab.
Ein Teil der Arbeitscrew beim Aufbau des Musikpavillons: (oben von links) Dieter Müller,
Josef Kristl, Adolf Albrecht, Alois Lauer und Philipp Scheuermann, (sitzend von links)
Hans-Peter Ernst, Peter Ernst, Harry Kirschner und Dieter Nau. (Foto: Archiv)
Aber auch trotz der vielen freiwilligen hilfreichen Hände wäre die Wiedererrichtung des Pavillons nicht möglich gewesen ohne die großzügige Unterstützung der politischen Gremien der Gemeinde Büttelborn.
Dieses für die Chronik des Vereins historische Datum war Freitag, der 18. Oktober 1985. Am Abend dieses Tages konnte der 1. Vorsitzende Heinz Weyer zur feierlichen Einweihung des neuen Musikpavillons neben vielen anderen Ehrengästen aus dem Bereich der Ortsvereine und der Politik auch den damaligen Präsidenten des Hessischen Landtages, Dr. Erwin Lang, und Bürgermeister Horst Gölzenleuchter begrüßen.
Alle Anwesenden schlossen sich den Worten von Heinz Weyer an, der feststellte, „dass Büttelborn um eine herrliche Kulturstätte reicher geworden ist“.
Am Sonntag, den 20. Oktober wurde der neue Musikpavillon des Blasorchesters Büttelborn im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“ der Bevölkerung offiziell vorgestellt. Erster Gast war der damalige Landrat Willi Blodt.
Eine ganz wichtige Aufgabe war in der Folgezeit natürlich die Wartung und Pflege des Musikpavillons. Diese Aufgabe wurde in den Anfangsjahren bis zu seinem Tod von Rudi Best, der beim Ab- und Wiederaufbau des Pavillons auch als Bauleiter fungierte, in bewährter Manier ausgeführt.
Später teilten sich der mittlerweile ebenfalls verstorbene Georg Krauser und Horst Jourdan diese Aufgabe. Heute hat sich Bernd Friedmann dazu bereit erklärt, dies zusammen mit Horst Jourdan zu erledigen.
Immer wieder einmal waren Arbeitseinsätze der Mitglieder erforderlich, um beispielsweise im Herbst die Sträucher und Rosen zu schneiden und so im Frühjahr eine blühende Anlage gewährleisten zu können.
Arbeitseinsätze gehörten von Anfang an zu den notwendigen Aufgaben am Vereinsheim.
Vorne von links Rita Barthel, Brigitte Barthel und Annette Sasse,
hinten von links Hans-Jürgen Barthel, Winfried Neudecker und Ulrich Best. (Foto: Archiv)
Die aufstrebende Jugendarbeit und die immer stärker werdende Frequentierung des Musikpavillons brachten mit der Zeit immer größere Probleme bei der räumlichen Belegung des Vereinsheimes und vor allem bei der Lärmbelästigung der unmittelbaren Nachbarschaft mit sich.
Deshalb war es unumgänglich, einen schallisolierten Anbau an das bestehende Gebäude anzugliedern. Außerdem wurden in dem alten Gebäudeteil mehrere kleinere Räume abgeteilt, die nunmehr eine funktionalere Nutzung ermöglichten.
Die Baugenehmigung erhielt der Verein am 18. Mai 1994. Mit dem Anbau wurde unmittelbar danach begonnen und am 29. April 1995 fand die Einweihung statt – rund 10 Jahre, nachdem mit dem Aufbau des ursprünglichen Pavillons begonnen worden war.
Die Gemeinde Büttelborn stellte einen namhaften Betrag für die Materialkosten dieses Anbaues zur Verfügung und leistete damit Hilfe zur Selbsthilfe. Denn auch in diesen Anbau wurde – ebenso wie bei der Errichtung des ursprünglichen Baus – wiederum viel Eigenhilfe der Vereinsmitglieder hineingesteckt. Viel Hilfe erhielt der Verein auch durch die im Baugewerbe tätigen Gewerbetreibenden vor Ort.
Dieser Anbau dient heute als Proberaum für die gesamtorchestralen Proben, für Satzproben oder für einen Teil des Einzelunterrichtes.
Angefangen bei den rund 60 qm Fläche im Gasthaus „Zum Löwen“ über die rund 100 qm im alten Teil des Musikpavillons steht nun ein Proberaum von mehr als 140 qm zur Verfügung. Ergänzt durch die Abteilung von kleineren Räumen im „Altbau“ findet das Blasorchester Büttelborn nunmehr nahezu optimale Voraussetzungen für seine Vereinsarbeit vor.
Nur wenige Wochen nach der Einweihung des Anbaus verstarb völlig überraschend der langjährige Vereinsvorsitzende Heinz Weyer. Im Hinblick auf seine Verdienste um das Blasorchester Büttelborn, den Bau des Musikpavillons und die Errichtung des Anbaus beschloss die Generalversammlung am 29. September 1995, das Vereinsheim nach Heinz Weyer zu benennen.
Im Rahmen einer Namensgebungsfeier am 28. September 1996 wurde dem Gebäude der Name Heinz-Weyer-Musikpavillon gegeben. „Ich wünsche mir darum zum Abschluss, dass das Wirken von Heinz Weyer und sein Engagement abstrahlen möge auf all jene, die diesen Musikpavillon betreten und ihn benutzen. Dies wäre die größte Ehre für Heinz Weyer und der größte Vorteil für uns, die wir ohne ihn leben müssen“, so der damalige Vereinsvorsitzende Manfred Barthel zum Abschluss seiner Ansprache anlässlich der Namensgebungsfeier.
Nach dem Tod des Vereinsvorsitzenden wurde dem Vereinsheim im September 1996 der Name
Heinz-Weyer-Musikpavillon verliehen. Unser Foto zeigt Bürgermeister Horst Gölzenleuchter
mit den Vereinsmitgliedern Manfred Barthel, Andreas Friedmann, Fred Kraus
und Sebastian Köhler (von links) bei der Anbringung des Namenszuges. (Foto: Archiv)
Mit den Jahren hatte das Vereinsheim auch Gebrauchsspuren aufzuweisen. Vor allem an der Außenhaut des Gebäudes mussten im Sommer 2010 dringende Sanierungsarbeiten vorgenommen werden, um den Erhalt der Substanz nicht zu gefährden. Dacherneuerungen und weitere Verbesserungen für die klimatischen Verhältnisse im Gebäude gehörten in diesem Zusammenhang ebenso dazu wie Fassadenverschönerungen. Aber auch im Sanitärbereich und in einigen Nebenräumen sind noch dringende Arbeiten erforderlich, die demnächst angegangen werden sollen.
Durch die Schaffung von neuen, gepflasterten Parkplätzen auf dem Vereinsgelände des TV Büttelborn durch die Gemeinde Büttelborn im Jahr 2009 hat sich auch die Parksituation für die Besucher des Blasorchester-Vereinsheimes mittlerweile wesentlich verbessert.
Das 25jährige Jubiläum des Vereinsheimes feierte das Blasorchester Büttelborn im Herbst 2010. Rund 200 Gäste fanden sich im Heinz-Weyer-Musikpavillon des Blasorchesters Büttelborn ein, als das Orcherster das 25jährige Jubiläum seines Vereinsheimes mit einem Konzert feierte. Unter ihnen auch Bürgermeister Horst Gölzenleuchter sowie der Vorsitzende der Gemeindevertretung Helmut Gölzenleuchter, Kulturringsprecher Dieter Nau, Pfarrer Joachim Respondek von der Katholischen Pfarrgemeinde, die Ehrenmitglieder Wilhelm Astheimer mund Horst Jourdan, Landrat a. D. Willi Blodt sowie die ehemaligen Dirigenten Walter Bergner und Dr. Martin Reitz. Und sie brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen.
In einem mehr als zweistündigen Konzert boten die an diesem Tag 50 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung ihres Dirigenten Ulrich Conzen eine eindrucksvolle Palette an Melodien an, die heutige Blasmusik ausmachen und die in den letzten 25 Jahren das Orchester bei seinen Auftritten begleitet haben.
Untermalt wurde das Konzert mit einem historischen Abriss über die 25 Jahre, in denen der Heinz-Weyer-Musikpavillon dem Blasorchester Büttelborn als Heimat dient. Der damalige Vorsitzende Manfred Barthel ging dabei noch einmal auf die wichtigsten Daten beim Aufbau und vor allem auch beim Anbau ein, der heute den eigentlichen Probenraum bildet. Er vergaß dabei auch nicht, auf das Wirken des vor 15 Jahren verstorbenen, langjährigen Vorsitzenden Heinz Weyer näher einzugehen, der Namensgeber für das Gebäude ist.
Die interessierten Gäste konnten sich im Laufe der Veranstaltung schließlich selbst anhand zweier großformatiger Fotocollagen einen Eindruck von der Eigenleistung verschaffen, die die Vereinsmitglieder und viele weitere Freunde der Blasmusik beim Aufbau und Anbau des Vereinsheimes eingebracht hatten.
Seit nunmehr über 35 Jahren finden im Heinz-Weyer-Musikpavillon die Orchesterproben, Satzproben, Vorspielnachmittage, Vorstandssitzungen, Elternabende, Mitgliederversammlungen und andere vereinsinterne Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern oder Grillfeste statt. Auch für das traditionelle Maifest des Vereins ist dieses Haus mittlerweile der Mittelpunkt geworden, nachdem seit einiger Zeit auf das Aufstellen eines Festzeltes verzichtet wird.
Was man aus dem Heinz-Weyer-Musikpavillon alles machen kann, zeigt unser Foto
unmittelbar vor der Weihnachtsfeier 2004. (Foto: Archiv)
Ohne diesen Heinz-Weyer-Musikpavillon wäre die im Jahr 1990 begonnene Jugendarbeit nicht möglich gewesen. Täglicher Einzelunterricht sowie die Gruppen- und Orchesterproben des Jugendblasorchesters, des Mini-Orchesters und der Blockflötengruppen sind Zeuge dafür, dass der Musikpavillon zu einer Heimat für das Blasorchester Büttelborn geworden ist.
Seit vielen Jahren führen aber auch der Männergesangverein Liederkranz Büttelborn sowie die Jagdhornbläsergruppe des Kreisjägervereins im Heinz-Weyer-Musikpavillon ihre Probenarbeit durch.
Einige Zeit war er auch Probeort für die legendäre Mundartrockband „Handkäs’ mit Musik“. Immer wieder einmal wurde der Musikpavillon vom Blasorchester, vom Jugendblasorchester Büttelborn und auch von den örtlichen Gesangvereinen für die Durchführung von Promenadenkonzerten innerhalb und außerhalb des Gebäudes genutzt.
In den letzten Jahren gab es wiederholt volkstümliche Konzerte des „Großen“ Orchesters mit böhmisch-bayerischer Blasmusik sowie Konzerte der Vereinsjugend mit dem Titel „Junge Töne“, die jeweils großen Zulauf hatten.
Wie man sieht: Die „herrliche Kulturstätte“ lebt!